«So, jetzt ist auch der Franz endlich eingeschlafen» sagt Mina zu ihrem Mann Meinrad, während sie sich mit müden Augen zu ihm an den Tisch setzt. Franz ist der jüngste Spross der Familie Maegli. Und Mina fährt fort: «Hat der August die Reparatur seines Weckers nun endlich bezahlt?» «Ach du kennst ihn ja, der hat auch nicht mehr als wir», brummt Meinrad vor sich hin. Doch Mina lässt nicht locker: «Und die Taschenuhr für den Herbert, da hättest du aber ruhig etwas mehr verlangen können». |«Ach Mina, auch ich sorge mich doch darum, wie wir unsere sieben Kinder durchbringen und ihnen eine rechte Ausbildung bieten können», seufzte er. «Ich glaube einfach, dass wir in der Stadt viel bessere Chancen hätten. Ich könnte bessere Preise für meine Arbeit verlangen und die Kunden in der Stadt würden sicherlich auch schneller bezahlen». «Ich weiss, dass dieser Entscheid wohl richtig wäre», antwortet Mina ihrem Mann und fährt aber gleich fort: «Dann müssten wir ja alles hier stehen und liegen lassen. Und was uns dann in Olten erwarten wird, das wissen wir ja auch noch nicht.»|
In etwa so werden sich die Diskussionen am Küchentisch der Familie Maegli abgespielt haben, als der Entscheid gefällt wurde, von Welschenrohr nach Olten zu ziehen.
Zuerst fand man eine Bleibe im «Zollhaus», wo Meinrad im ersten Stock seine Werkstatt einrichtete. Nach einigen Jahren Arbeit in der Stadt konnte der nun 37-jährige Uhrmacher Meinrad Maegli seinen Traum vom eigenen Ladengeschäft verwirklichen. Im Jahre 1910 eröffnete er an der Baslerstrasse in Olten sein Geschäft und legte damit den Grundstein dem heute in vierter Generation stehenden Unternehmen, der heutigen MAEGLI- tick different AG. Damals hiess das Geschäft schlicht «M. Maegli».
Stolz muss er gewesen sein, als er zum ersten Mal die schwungvollen Lettern M. Maegli über den Schaufenstern seines neuen Geschäftes las. Doch die besorgten Gespräche über die wirtschaftliche Zukunft waren immer noch ein gewichtiger Bestandteil der abendlichen Diskussionen im Wohnzimmer der Maeglis. Zwar begann sich die unermüdliche Arbeit in der Stadt bezahlt zu machen, doch musste man den Ausbruch des Ersten Weltkriegs befürchten. So war es für Meinrad nicht immer ein leichtes, seine grosse Familie zu ernähren. Nach dem Krieg folgte die Inflation der Dreissigerjahre und die Weltwirtschaftskrise. Der tüchtige Uhrmacher, von dessen Fähigkeiten man weitherum erzählte, konnte jedoch schon bald von den Internierten in unserer Gegend - Soldaten und Offiziere der kriegsführenden Länder - profitieren. Aus ihren Sold-Ersparnissen kauften sich viele eine Schweizer Uhr, die sie mitnahmen in alle Welt.